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Mission Erde

Interview: Der Meeresbiologe Robert Marc Lehmann, bringt in diesem Interview, im Zusammenhang mit dem DSLK 2021 auf den Punkt, wieso die Welt es wert ist, um sie zu kämpfen.

Wie wichtig Umweltschutz und Nachhaltigkeit in der heutigen Zeit sind, ist uns allen nicht erst durch die „Fridays for future“-Bewegung bewusst geworden. Immer mehr setzen sich auch junge Menschen für eine gesunde Umwelt ein. Robert Marc Lehmann zeigt Ihnen auf beeindruckende Art und Weise, wie auch Sie mit Ihrer Schule einen Teil zur Rettung der Welt beitragen können.

Herr Lehmann, was war der Auslöser, durch den Sie erkannten, die Welt ist es wert gerettet zu werden?

Lehmann: Da gab es multifaktorielle Auslöser, ich habe Expeditionen in 124 Länder gemacht, dabei gab es schreckliche und schöne Momente. Es gibt viele superschöne Ecken auf dieser Welt, allerdings auch super viele Probleme und wenn man sich damit beschäftigt und dann so einen großen Zusammenhang erkennt, dann kann man gar nicht mehr wegschauen oder sagen „Das ist mir egal!“, oder „Das wusste ich ja nicht“. Wenn man diesen Zusammenhang erkennt, dann muss man auch was dagegen tun!

Welche Umweltprojekte können Schulen in Zeiten von Corona in Angriff nehmen?

Lehmann: Wenn Schüler zu Hause in der eigenen Familie sind, dann durch Familienpolitik, wie man zum Beispiel einkauft, welche Pflanzen man auf dem Balkon oder im Garten pflanzt. Ich habe das auch schon in meinem Buch „Mission Erde“ ganz schön beschrieben, was jeder Einzelne für die Umwelt tun kann. In der Schule selbst geht das vom grünen Kiosk über Solaranlagen auf dem Dach, über Nicht-Zoobesuche, stattdessen lieber eine Waldführung, Öko-AGs bis hin zum Ökoteich und viele verschiedene andere Umweltprojekte. Es gibt da vielfältigste Möglichkeiten. Und die Schüler haben heutzutage auch richtig Bock auf Umweltschutz.

Welchen noch so kleinen Beitrag kann jeder von uns für ein gesunde Umwelt leisten?

Lehmann: Wo soll ich da anfangen? Viele, da gibt es hunderte kleine Beiträge. Eine große Stellschraube ist das Einkaufen, denn jeder Einkaufszettel ist ein Stimmzettel – für oder gegen die Umwelt. Das ist eine gute Variante, man kann hier z.B. App’s nutzen, die einem helfen, besser einzukaufen. Auch sollte man darauf achten, welches Spülmittel man benutzt, oder die Produkte, die wir durch Waschbecken und Dusche runterspülen, sie alle haben letztendlich großen Einfluss auf unsere Flüsse. Welches Auto wir fahren, wohin wir in den Urlaub fliegen, welchen Stromanbieter wir haben wo wir Konten haben, all das, kann jeder Einzelne bei sich in Angriff nehmen. Es gibt viele tolle Möglichkeiten, in meinem Buch habe ich am Ende 40 „Kleinigkeiten“ aufgelistet, womit jeder von uns anfangen kann.

Sie sind auf der ganzen Welt, als Meeresbiologe, Forschungstaucher, Fotograf und Umweltschützer unterwegs und haben viele interessanten, abenteuerliche und aufschlussreiche Begegnungen gehabt. Welches war die gefährlichste Situation, in die Sie geraten sind?

Lehmann: Da gab es viele, wenn man von einer down current, einer Strömung, die einen nach unten zieht, erfasst wird, ist das gefährlich. Ich habe mich auch in einem Wrack in über 40 Metern Tiefe mit meinen Tauchflaschen in Stahlkabeln, Überbleibsel aus dem 2. Weltkrieg, verhakelt und ein Unterwasser-Höhleneinsturz miterlebt, bei dem Platten von der Höhlendecke stürzten, das war sicherlich gefährlich. Oder auch auf dem Fischmarkt, wenn die Fischer keinen Bock mehr haben, dass man sie dabei filmt, was sie alles Illegales tun, oder der giftigsten Schlange Amerikas im Dschungel begegnen. Das waren alles gefährliche Situationen, aber ich lebe ja noch, alles gut gegangen.

Sie sind in diesem Jahr Referent, mit einem sehr spannenden Vortrag, auf unserem Deutschen Schulleitungskongress. Was können Sie den Schulleitungen bereits im Vorfeld mit an die Hand geben?

Lehmann: Es ist sehr zeitgemäß, sich mit dem Thema „Umwelt“ auseinanderzusetzen und das in einer großen Bandbreite, ein Thema, das in der Schule auf gar keinen Fall zu kurz kommen darf.

Schließlich werden in der Schule die „Menschen von morgen“ ausgebildet, die Dinge kaufen, die jeden Tag Entscheidungen treffen, entweder für oder gegen die Umwelt.

Deshalb ist es aus meiner Sicht essenziell, dass es in der Schule auch ein Fach geben sollte, welches „Umwelt“ heißt, man könnte dafür vielleicht ein Mathestunde streichen, die halte ich für am verzichtbarsten, zumindest aus meiner Sicht, ich war nie gut in Mathe (Tut mir leid, liebe Mathe-Lehrer!-). Wenigstens eine Stunde in der Woche Umwelt unterrichten, vielleicht die Stunde einfach obendrauf
packen, ich glaube da wäre kein Schüler sauer darüber. In dieser Stunde könnte man vielleicht auch mal Referenten einladen, oder sich einfach selbst mit dem Thema beschäftigen, da es etwas Essenzielles ist. Man kann nicht nur alles über die Welt lernen, oder was mal Vergangenheit war, sondern man muss auch lernen, wie man seine eigene Lebensgrundlage erhält, unseren Planeten. Das finde ich sehr, sehr wichtig. Deswegen sind solche Impuls-Vorträge vor Menschen, die sich mit Schülern beschäftigen, extrem wichtig, aber ich halte es für noch für viel wichtiger, diese Vorträge vor Schülern zu halten, das vermisse ich auch sehr. Ich habe ja über 100.000 Schüler in diesem Bereich unterrichtet und das war cool. Corona ist natürlich ein Arschloch gewesen und hat mir das alles kaputt gemacht. Aber! Jetztfangen wir ja wieder an! Deshalb ist es absolut wichtig, dass die Kids lernen, was da draußen los ist und dass ihnen die Wahrheit nicht verborgen bleibt und dass auch sie lernen, was sie selbst dagegen tun können. Denn sie sind sehr aufgeweckt und haben Bock, was zu tun. Ich finde es gut, dass ich am DSLK spreche, denn das zeigt, dass das Thema in den Köpfen von Schulleitungen angekommen ist, und sie genauso viel Lust wie ihre Schüler darauf haben. Wir sehen uns am Deutschen Schulleitungskongress.

Vielen Dank für das informative Interview, Herr Lehmann!

Auf dem diesjährigen DSLK gibt es auch wieder spannende Vorträge von Top-Speakern zu dem Themenschwerpunkt: Umweltschutz und Nachhaltigkeit leben. Wenn Sie also an mehr Input zu dem Thema interessiert sind schauen Sie bei dem diesjährigen DSLK-Programm vorbei!

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