Interview: Christiane Reppe, Speakerin und Olympiasiegerin steht dafür, dass aufgeben keine Option ist. Sie befasst sich damit Hindernisse im Kopf zu überwinden und Unmögliches zu erreichen.
Wer kennt das nicht, die üblichen Verdächtigen, die sagen, das geht nicht, das schaffst Du nicht usw. Jede:r hat mit solchen Menschen zu tun – Christiane Reppe nennt sie liebevoll Welterklärer. Die, die glauben, ihre Sichtweise auf die Menschen und die Welt müsse auch ihre sein. Die Kunst ist es, sich trotz der vielen sicherlich gut gemeinten Hinweise und Tipps, ein eigenes Bild der Dinge zu verschaffen und den richtigen Weg zu gehen. Das mag dem einen oder anderen ein Dorn im Auge sein, doch sollte man es nicht in erster Linie sich selbst recht machen? Schließlich müssen Methoden und Strategien für den eigenen Körper und Geist funktionieren. Christiane Reppe veranschaulicht, warum man niemals aufgeben sollte.
Frau Reppe, Sie unterstützen den Deutschen Schulleitungskongress 2022 mit Ihrem Vortrag. Sie haben bereits mit 5 Jahren Ihr rechtes Bein verloren, wie haben Sie das als Kind verkraftet?
Reppe: Ich habe das als Kind eigentlich sehr gut verkraftet. Ich glaube, dass das ein stückweit von der eigenen Persönlichkeit abhängt und vor allem auch, wie das eigene Umfeld ist. Wie fängt das Umfeld einen auf, was hat man am Ende auch für Möglichkeiten. Ich hatte da sehr gute Möglichkeiten, meine Eltern haben sich immer sehr gut gekümmert, ich wurde auch damals im Kindergarten wieder gut aufgenommen. Ich habe auch meine Lebensfreude nie verloren. Ich bin vor der Amputation auf Bäume geklettert und ich bin das quasi auch danach, weil das auch tatsächlich immer noch möglich ist. Ich finde das Wort „verkraftet“, impliziert, dass die Situation immer schlimm sein muss, aber das war es für mich eigentlich nie. – Also habe ich das gut verkraftet. 🙂
Wie sind Sie letztendlich zum Leistungssport gekommen?
Reppe: Zum Leistungssport bin ich eigentlich durch meinen Vater gekommen, als ich ungefähr 10 Jahre alt war. Mein Vater macht gerne Sport und hat einfach irgendwann gesagt, warum soll das die Christiane nicht auch können. Ich war immer gerne im Wasser und auch gerne unter Wasser. Er hat mich dann mit zum Schwimmen genommen und im Verein angemeldet. Dort habe ich dann wöchentlich trainiert und bin immer besser geworden. Dann habe ich irgendwann den Verein und die Trainingsgruppe gewechselt und so hat sich das einfach gesteigert und irgendwann habe ich auch kleinere Wettkämpfe mitgemacht und
auch das wurde dann immer mehr. Ich hatte immer schon irgendwie ein Talent für Sport. 2002 hatte ich meine erste Weltmeisterschaft und die war sehr erfolgreich für mich. Ich bin mit 2 x Bronze zurück nach Hause gekommen und war quasi in der Nationalmannschaft. Ich war dann immer mal in verschiedenen Sportarten aktiv, aber eigentlich durchgängig bis 2021 in der Nationalmannschaft.
Was können die Teilnehmenden aus Ihrem Vortrag für Ihren Alltag mitnehmen?
Reppe: Ich möchte bei meinem Vortrag darauf eingehen, wie wichtig das ist, dass das Umfeld stimmt und wie wichtig es ist, dass die Schule, in der Kinder und Jugendliche viel Zeit verbringen, auch mit unterstützt. Also bei mir war das damals so, dass ich für den Schulsport freigestellt wurde und immer zum Training bin. Das ist ja auch nicht selbstverständlich, dann hatte ich immer mal Wettkämpfe und Trainingslager und da ist es natürlich wichtig, dass die Schule da auch mitspielt, mitzieht und unterstützt. In der Schule kommen ja die unterschiedlichsten Charaktere von den Schüler:innen zusammen, dass man da auch ein Stück mit einwirkt als Lehrer:in oder Schulleitung. Ich könnte mir vorstellen, dass eventuell schnell auch Ausgrenzung ein Thema ist und Berührungsängste in der Schule sowieso. Die meisten haben ja immer noch sehr wenig mit Menschen mit einer Behinderung zu tun, dass man da ein stückweit aufklärt und es irgendwie zur Normalität macht. Es sind hier natürlich nicht nur die Lehrkräfte gefragt, aber ich finde, das ist ein sehr wichtiger Punkt.
Vielen Dank für das motivierende Interview, Frau Reppe!
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