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Corona und was jetzt?

Ausgehend von Befunden der verschiedenen Teilstudien des Schul-Barometers stehen strategische Überlegungen und Empfehlungen zur Gestaltung der Schule der Zukunft im Zentrum des Vortrags von Herr Prof. Dr. Huber auf dem DSLK 2021, dort war einer unserer Top Speaker. Dabei gilt es in einer Responsible Leadership mit allen Beteiligten gemeinsame Entwicklungsziele abzustimmen und sowohl neue, zukunftsfähige Ideen als auch Bewährtes klug zu integrieren im Sinne der BIO-Strategie (bewahren, innovieren, optimieren), vgl. Huber, 2020. In seinem Vortrag auf dem DSLK 2021 befasste er sich unter anderem mit der Frage, Schule neu erfinden oder nach dem Spuk wie vorher?

Eine Krise hat immer auch einen produktiven Charakter – wie würden Sie diesen beschreiben?

Huber: Krisen bieten produktives Potenzial für Innovation, sie fordern geradezu heraus, sie sinnhaft und nachhaltig zu nutzen. Die Corona-Krise bietet die Chance, einen klaren, mach-baren und abgestimmten Weg in der Weiterentwicklung der Qualität von Bildung und Schule in Deutschland einzuschlagen. Im Krisenmanagement geht es – und das ist gleichzeitig das Schwierige – nicht nur um schnelle Problemlösung. Es geht vor allem darum, Chancen zu erkennen für Veränderung im Sinne von längerfristiger Verbesserung und gleichzeitigem Aufbau einer neuen Stabilität. Ein konstruktiver Fokus muss auf die Frage gerichtet sein: Welche Herausforderungen und Neuerungen bringen uns jetzt voran und wie können solche Prozesse erfolgreich verlaufen?

Welches sind – auf Basis Ihrer Forschungsergebnisse – die zentralen Punkte, an denen Bildungspolitik, Verwaltung und Schulen ansetzen sollten?

Huber:
1. Bildung ganzheitlich verstehen In der derzeitigen politischen Debatte sehen wir einen starken Fokus auf dem Nachholen des Lernstoffes. Auch die Sommerschulen zielen darauf ab. Esgeht aber darum, die Schüler als Menschen mit eigenen Lebenswelten wahrzunehmen. Schulen sollten daher nicht nur das Kognitive ansprechen, sondern auch das Soziale, das Emotionale und das Motivationale. Schließlich hängen all diese Dinge mit den Lernprozessen und Bildung zusammen.

2. Digitalisierung pädagogisch nutzen Was die Lernprozesse betrifft, muss die Digitalisierung besser genutzt werden, hier ist besonders auf zwei Aspekte zu achten. Zum einen auf das Lernen mit Technologie: Man kann digitale Werkzeuge gut nutzen, um in einem kreativen Austausch miteinander zu lernen, aber auch die Schüler mit Aufgaben so fördern und fordern, dass sie sich gemäß ihrem Lernstand entwickeln. Zum anderen auf das Lernen über Technologie: Schüler sollten ein Verständnis dafür entwickeln, was Digitalität ist, auch wie Soziale Medien funktionieren und wie sie mit den Informationen dort kritisch und kompetent umgehen.

3. Belastete Gruppen besser unterstützen Unsere Befunde zeigen, dass insbesondere die Belastung von vier Gruppen tendenziell unterschätzt wird: Erstens, engagierte Lehrerinnen und Lehrer, die ohnehin und mittlerweile seit Beginn der Krise hochintensiv arbeiten. Zweitens, Eltern, vor allem mit mehreren und noch jüngeren Kindern. Sie müssen oft viele Aufgaben gleichzeitig jonglieren, Beruf, Familie und die Betreuung der Kinder bei schulischen Aktivitäten. Drittens, die Gruppe der so genannten Brennpunktschulen, die aus ganz unterschiedlichen Gründen stärker gefordert sind als andere Schulen. Als vierte Gruppe sind Kinder mit Beeinträchtigungen/ Behinderungen zu nennen, die ebenfalls besser unterstützt werden müssen.

4. Intelligent kompensieren und zielbezogen und bedarfsorientiert investieren Schulen unterscheiden sich, sie sind unterschiedlich gefordert. Es sind Ressourcen nötig, die die Schulen zielgerichtet und effizient einsetzen können, um ihrem Bildungsauftrag angemessen gerecht werden zu können. Eine unbürokratische Möglichkeit auf der Ebene der Schulverwaltung wären hier Fördertöpfe, wo Schulen relativ einfach und unbürokratisch umfangreiche finanzielle Mittel für schulspezifische pädagogische Maßnahmen abrufen können.

Was könnte sich nach der Corona-Krise bestenfalls langfristig ändern in den Schulen?

Huber: Der Umgang mit digitalen Medien in der Krise kann ein wichtiger Anstoß sein. Statt auf Best Practice zu warten, galt erst einmal Next Practice. Also statt auf die perfekten Konzepte von der Behörde und auf die ideale Ausstattung zu hoffen: machen, was geht. Viele Befragte in den Teilstudien des Schul-Barometers fragen: Wie kann Schule stärker in den Lebenswelten der Kinder verankert werden? Warum nicht in größeren Zusammenhängen denken und unterrichten?
Über die Pandemie, den Klimawandel, Inklusion, Migration und Demokratie sprechen – undein Verständnis für Komplexität und Uneindeutigkeit schaffen. Wie bleibe ich trotz Ambiguität handlungs-fähig? Viele Schulen arbeiten schon so.
Es ist sinnvoll, jetzt über das Lernen, die Schule und die Bildung von morgen zu sprechen. Wichtig ist dabei, nicht hinzuwarten, sondern zu beginnen in kleinen Schritten. Anstrengungen, die gerade geleistet werden. Diesen gebührt Respekt und Anerkennung.

Vielen Dank für das interessante Interview, Herr Prof. Dr. Huber!

Wenn Sie an mehr Input zu dem Thema Führung mit Persönlichkeit interessiert sind schauen Sie bei dem diesjährigen DSLK-Programm vorbei! Dort finden Sie unter anderem zu diesem Themenschwerpunkt viele spannende und informative Vorträge unserer Top-Speaker aus diesem Jahr!

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