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Mobbingfrei – Klasse sein

Interview: Boxcoach Christoph Teege, macht Ihnen deutlich, wie Sie sich das friedliche Miteinander der Schülerschaft an ihrer Schule sichern können!

In der Schule sollen sich Schülerinnen und Schüler in Ruhe entwickeln können. Doch manchmal stehen sie sich mit ihren aufgestauten Aggressionen selbst im Weg und greifen im schlimmsten Fall auch andere an. Wie es dazu kommt und wie Sie Mobbing an Ihrer Schule gar nicht erst zum Problem werden lassen, verrät Ihnen der Boxcoach Christoph Teege aus Hildesheim.

Getreu nach dem Motto „Mobbingfrei – Klasse sein!“

Herr Teege, wie kamen Sie zum Ironman und wie landeten Sie im Boxring? Gab es eine bestimmte Begebenheit oder einen Auslöser?

Teege: Alles begann im Jahr 2008. Damals war ich 27 Jahre alt und wollte endlich mit dem Rauchen aufhören. Zur Unterstützung meines Vorhabens begann ich, regelmäßig zu joggen. Sportlich war ich schon immer, aber das Laufen fand ich alles andere als spannend. Es war für mich einfach nicht nachvollziehbar, weshalb sich diese Lauferei manche Menschen freiwillig antaten. Jedenfalls waren meine ersten Laufrunden fürchterlich und schon nach 20 Minuten tat mir alles weh. Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine damalige Freundin das Buch „Vom Junkie zum Ironman“, das letztlich der Auslöser für das Projekt „Ironman“ war. Ich ließ mich professionell coachen und trainierte zwei Jahre lang sehr intensiv neben meinem Job als Diplom-Ingenieur. 2010 absolvierte ich in Glücksburg den Ironman, meinen ersten Triathlon überhaupt, in 11 Stunden und 52 Minuten. Was für ein überwältigendes Gefühl, dass ich es tatsächlich geschafft hatte. Zum ersten Mal wurde mir klar, dass mit einem starken Team viel mehr möglich ist, als wir manchmal annehmen. Der Ironman brachte noch eine weitere einschneidende Veränderung: Ich kündigte meinen Job als Diplom-Ingenieur und machte mich als Trainer, Berater und Coach für Selbstmanagement selbstständig. Parallel dazu fing ich mit dem Boxen an. Einerseits reizte mich die neue Sportart; andererseits hatte ich mit mangelndem Selbstvertrauen zu kämpfen. Bereits zwei Jahre später, im Sommer 2012, nahm ich beim Casting für das TV Total Quizboxen teil und wurde als Kandidat ausgewählt. Quizboxen war ein TV-Format von Stefan Raab, bei dem nicht nur Kraft und Kampfgeist, sondern auch Konzentration und Köpfchen gefordert waren. Im Laufe der Sendung (etwa ein Jahr) besiegte ich alle Gegner und wurde ungeschlagener Quizbox-Weltmeister. Beim Boxen durfte ich erneut die positive Erfahrung machen, dass man nur gemeinsam gewinnen kann. Hochmotiviert absolvierte ich meine Boxtrainer-Ausbildung. Drei Jahre später wurde ich sogar WBU Semipro Boxweltmeister. Danach lag mein Fokus einzig und allein auf meiner Arbeit als Boxcoach, Berater und Trainer.
Seit 2013 ist es meine absolute Leidenschaft, Menschen, Teams und Unternehmen durch das Boxen zu stärken, ohne dass sie einen echten Wettkampf bestreiten müssen. Deshalb gibt es auch keine Verletzungsgefahr.

Unser Motto ist „Boxen statt Mimimi®“ und die Botschaft lautet „Starkes Ich – Starkes Wir“

Kamen Sie in Ihrer Schulzeit auch mit Mobbing in Berührung?

Teege: Von Mobbing war ich in der Schule nicht betroffen; weder als Täter, Mitläufer oder Opfer. Ich bin durch den Pohlibri-Verlag überhaupt erst mit dem Thema Mobbing in Berührung gekommen. Seit 2019 führt der Kinderbuch-Verlag in Brandenburg Anti-Mobbing Projekte an Grundschulen durch. Von Anfang an bin ich an diesem Projekt beteiligt. Mittlerweile haben wir über 1.000 Grundschüler gestärkt und deren Eltern und Lehrer für dieses Thema sensibilisiert. Bei dem Projekt geht in erster Linie um die Stärkung der Klassengemeinschaft und eine freundlichere Atmosphäre innerhalb der Klasse, sodass Mobbing gar nicht entstehen kann. Das ist natürlich die Idealvorstellung. In der Realität wird es sicherlich auch Meinungsverschiedenheiten, Konflikte und Streit geben. Wenn Kinder zusammentreffen, lässt sich das nicht verhindern; doch das ist auch gar nicht unser Ziel. Unser Fokus liegt darauf, durch dieses Projekt starke Kinder zu entwickeln, die gelernt haben, sich in schwierigen Situationen angemessen verhalten und zu behaupten. In meinem Modul geht es unter anderem darum, Kinder durch Boxen zu stärken. Diese Entwicklung wird durch auch praktische Boxeinheiten gefördert, um Mut und Selbstvertrauen der Kids zu steigern. Sie entwickeln ein selbstbewusstes „Standing“ und lernen, sich mit Worten und über Körpersprache zu wehren. Dabei gilt allerdings ein unumstößliches Gesetz: Schlagen ist nur im Boxring erlaubt!

Wie hat sich Mobbing in den letzten Jahren verändert beziehungsweise in welche Richtung hat sich das Mobbing verlagert?

Teege: In den vergangenen zwei Jahren haben wir eine Tendenz festgestellt, die unsere Einschätzung bestätigt hat: „Mobbing“ fängt schon in der Grundschule an und ist vom sozialen Hintergrund völlig unabhängig. Außerdem beobachten wir, dass die Hemmschwelle zur Gewalt sinkt und dass das Thema „Cyber-Mobbing“ immer stärker in den Vordergrund rückt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf.

Wie entsteht Mobbing?

Teege: Mobbing ist ein komplexes Phänomen, das eine oder mehrere Ursachen haben kann. Meistens werden die Schülergemobbt, die irgendwie anders sind: fremd, auffällig, in ihren Eigenschaften und Verhaltensweisen nicht „normal“. Dabei spielt es nur eine untergeordnete Rolle, ob es sich um körperliche oder physische Eigenschaften handelt. „Auslöser“ können also Aussehen, Kleidung, Verhalten, Kultur, Religion, Sprache, aber auch die familiäre oder materielle Situation sein. Deshalb liegt es uns sehr am Herzen, im Rahmen des Projekts wichtige Werte wie etwa Respekt und gegenseitiges Verständnis zu vermitteln.

Sie sind in diesem Jahr auf unserem Deutschen Schulleitungskongress Referent mit einem sehr inspirierenden Vortrag. Was können Sie den Schulleitungen bereits im Vorfeld mit an die Hand geben?

Teege: Mobbing kann an jeder Schule und in jedem Jahrgang auftreten. Deshalb ist es wichtig, Schüler, Eltern und Lehrer für das Thema zu sensibilisieren. Nicht jeder Streit oder Konflikt ist gleich Mobbing. Aber die Grenze ist fließend. Wenn sich das Kind auf einmal anders verhält als gewohnt, ist es empfehlenswert, der Ursache so früh wie möglich auf den Grund zu gehen.

Wir danken Herr Teege für das aussagekräftige Interview, welches 2021 im Zusammenhang mit dem DSLK durchgeführt wurde.

Wenn Sie an mehr Input zu dem Themenfeld mit Schulkultur begeistern interessiert sind schauen Sie bei dem diesjährigen DSLK-Programm vorbei! Dort finden Sie unter anderem zu diesem Themenschwerpunkt viele spannende und informative Vorträge unserer Top-Speaker, die Sie vor Ort erwarten!

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