News

Unsere Gesellschaft und das Denken über Schule

In diesen Tagen fängt die Schule wieder an.

Ich fahre durch unseren Stadtteil und sehe auf einer großen digitalen Werbewand eine Reklame des öffentlichen Nahverkehrs.
Dort ist zu lesen: „Das Schönste an der Schule ist die Fahrt nach Hause“.
Dazu ein Kind, das fröhlich in den Bus steigt… Das macht mich mal wieder sehr nachdenklich, denn… diese Geschichte zeigt mir wieder einmal, wie die Erwachsenen(!) zumeist über Schule denken: Schule ist kein Ort der Freude. Hier MUSS man ja hin.

Hier wird man auf den „Ernst des Lebens“ vorbereitet (Was ist das eigentlich genau?).
Spaß und Begeisterung? Sind Nebensache oder vielleicht sogar einfach nur hinderlich. 
Und ich stelle mir die Frage: Was macht dieses gesellschaftliche Denken über Schule eigentlich mit der Grundmotivation aller Beteiligten, die dort jeden Tag gemeinsam viel Zeit verbringen? Was macht es mit unseren jungen Menschen, mit den Lehrkräften, Schulleitungen und Sozialarbeiter:innen?
Ich glaube, einige unserer zahlreichen Probleme im Schulsystem rühren genau aus unserer Denke, unserer eigenen Einstellung, gegenüber Schule.
Und dieses Denken führt dazu, dass wir Erwachsenen die Kinder entsprechend durch unsere Erzählungen vorprägen.
Noch bevor sie überhaupt die erste eigene Erfahrung mit Schule machen konnten, lernen sie durch uns: Schule ist doof!  

Träumerei: Aber mal umgekehrt. Was wäre wenn… 
…wir eine Gesellschaft wären, die unseren Kindern das Gegenteil suggerieren würde (unabhängig dessen, was wir für eigene Erfahrungen in der Schule gemacht haben)?
Was wäre, wenn wir ihnen begeistert sagen: „Welch ein Glück! Die Schule fängt an! Freu Dich drauf, denn sie ist der Ort, an dem Du unglaublich viel Neues lernen und ganz viele andere Kinder kennenlernen kannst!
An diesem Ort sind Lehrkräfte, die tolle Vorbilder sind und sich aufrichtig für Dich und Deine Stärken interessieren.
Hier kannst Du Dich in vielem Neuen ausprobieren und auch mal Fehler machen!“ 
Wäre das nicht wirklich ein verlockender Traum? Wie motiviert würden daraufhin wohl unsere Kids in die Schule gehen?  
Doch ich denke, dafür müsste man auch voraussetzen, dass zunächst wir Erwachsenen wieder insgesamt unsere eigene Haltung gegenüber Schule überdenken und veränderungsbereit sein müssten.
Wir müssten bereit sein, zunächst an uns selbst zu arbeiten. Frei nach dem Motto: „Nichts wird sich ändern, wenn wir nicht zunächst und ausschließlich bei uns selbst anfangen“, wie es einmal Friedrich Nitzsche formulierte.
Oder: „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind“, so sagte es Albert Einstein.  
Veränderungsbereitschaft zeigen. Als Individuum und als Gesellschaft.
Und das in Deutschland? Kann (nicht) funktionieren?! Dabei lohnt sich das Ergebnis so sehr! Denn -ganz ehrlich- unsere Kinder haben es einfach verdient, dass wir „Erwachsenen“ gute Vorbilder sind.

Vorbilder, die ihnen begeistert neue Dinge zeigen und Herausforderungen bieten, die ihnen Werte vorleben und sie aufrichtig als Mensch (mit all ihren Macken, Fehlern und Stärken) wahrnehmen… 
Entsprechende Wege aufzuzeigen, wie Lehrkräfte und Schulen sich in eine solche Richtung bewegen können, darum wird es gehen in meinem Praxisforum am Samstag, den 09.11.2024 „Begeisterung und Inspiration durch Schule – Vom SOLLEN zum WOLLEN zum MACHEN!“
auf dem Deutschen Schulleitungskongress. 

Über den Autor

Alexander Böhle ist Moderator zum Thema „Potenzialentfaltung durch Stärkenorientierung“ für die Bezirksregierung Arnsberg und zugleich Lehrer an einer Dortmunder Berufsschule. 2018 gründete er zusammen mit (ehemaligen) Schüler:innen die Initiative „stärken.net“, die „AG Menschlichkeit“ an seiner Schule und wurde Mitglied der „Zukunftsmacher“. Der Kern seiner Arbeit besteht darin, die besten Schulen, Lehrkräfte aber auch Unternehmen Deutschlands unter die Lupe zu nehmen, um daraus praxisrelevante Tools und Methoden für die Schulentwicklung – beginnend von der Grundschule hin bis zum Berufskolleg – abzuleiten. „Was können wir von den Besten lernen?“, lautet die Frage. 

Und die Antworten sind unglaublich spannend: Tools zur gegenseitigen Wertschätzung, die Arbeit an der eigenen Haltung sowie
das Lernen durch „Wollen“ statt „Sollen“ sind hier nur einige der Stichworte. In der Folge setzt er seit Jahren die entsprechenden
Erkenntnisse im Schulalltag um. Und dies vor allem mit herausfordernden Realprojekten über die deutschlandweit TV und Zeitungen
berichteten, dem neuartigen Stärken- und Persönlichkeitsentwicklungszeugnis sowie weiteren praxisrelevanten Tipps und Tricks.
Alexander Böhle betreibt auch den Podcast “Deutschlands ausgezeichnete Lehrkräfte”.

Nach oben scrollen