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Die Schule von Morgen

Interview: Max Maendler, der Mitgründer & CEO von eduki führt hier aus, warum Sie Ihre Schule in 10 Jahren nicht wiedererkennen werden.

Unsere Schulen stehen vor einem Wandel, der sich wie eine Revolution anfühlen wird. Den Schulleitungen kommt dabei eine zentrale Rolle zu: Sie müssen den Wandel gestalten, das Kollegium mitnehmen, und ihre eigene Rolle komplett neu erfinden. Max Maendler hat mit #wirfürschule unter Schirmherrschaft von
KMK und BMBF eine Vision der Schule von Morgen erarbeitet. Hier zeigt er auf, wie grundlegend sich Ihre Schule – und damit auch Ihre Rolle als Schulleitung – wandeln wird. Bereiten Sie sich und ihr Kollegium jetzt auf die Schule von Morgen vor!

Herr Maendler, Sie sind dieses Jahr beim Deutschen Schulleitungskongress als Referent dabei, auf was dürfen sich die Teilnehmenden in Ihrem Vortrag freuen?

Maendler: Corona hat uns wachgerüttelt. Schulleitungen und Kollegien haben alles gegeben, um diese Krise zu überstehen. Und gleichzeitig haben wir gemerkt: So kann es nicht weiter gehen, so wird es nicht weitergehen. Unsere Schulen stehen vor einem großen Umbruch. Sie müssen sich schon allein deshalb
ändern, weil ihnen die Mitarbeiter weglaufen. Auch die engagiertesten Schulleiter:innen und Lehrer:innen haben irgendwann mal genug. Auf dem Schulleitungskongress wollen wir uns anschauen, wie die Schulen von morgen aussehen werden. Und wie sich der Wandel dahin gestalten lässt. Und so viel vorab: Das wird ein Höllenritt, gerade für die Schulleitungen!

Wie sieht, Ihrer Meinung nach, die Schule der Zukunft aus?

Maendler: Wir haben unter Schirmherrschaft der KMK und des BMBF in einem groß angelegten, partizipativen Prozess mit Schulleitungen, Lehrkräften, Eltern und Schüler:innen ein Zielbild der Schule der Zukunft erarbeitet. Das werden wir uns auf dem Kongress im Detail anschauen. Vorab schon mal: da kommen große Veränderungen auf uns zu. Um allen Schülerinnen und Schülern alle Basiskompetenzen beibringen zu können, werden wir Schulbudgets radikal nach sozioökonomischem Einzugsgebiet verteilen, und dann den Schulleitungen die Freiheit geben, ihre Stundentafeln und Lerngruppen nach Bedarf zu organisieren. Wir werden die Technik haben, um individuelle Lerngeschwindigkeiten organisieren zu können. Wir werden keine Noten im herkömmlichen Sinne mehr haben. In allen weiterführenden Bereichen werden wir viel weniger Wissensvermittlung sehen, und dafür einen größeren Fokus auf soziale und emotionale Kompetenzen wie analytisches Denken, Kollaboration, aber auch Resilienz und Optimismus legen – auf das, was uns Menschen von Maschinen unterscheidet. Aber mehr dazu dann auf dem Kongress.

Was läuft aktuell im deutschen Schulsystem falsch, was ärgert Sie?

Maendler: Wir haben uns nach dem Krieg in Deutschland ein Schulsystem gebaut, welches sich nur schwer verändern lässt. Mit Absicht, um zu verhindern, dass eine ideologisch verblendete Elite mit gefährlichem Gedankengut unsere Kinder manipuliert. Die Kehrseite davon ist ein System, das nicht aus Fehlern
lernt. Das ist sehr frustrierend. Die Länder lernen nicht voneinander, unser Föderalismus hält nicht was er versprochen hat. An den meisten Schulen herrscht keine gesunde Feedback-Kultur. Wer Neues probiert, braucht ein dickes Fell. Und wir trauen den Schulen zu wenig zu, delegieren zu wenig, kontrollieren zu viel, haben zu viel Angst vor Fehlern. An deutschen Schulen läuft zwar viel gut, passiert viel Beeindruckendes, aber leider meist gegen das System.

Was macht guten Unterricht aus?

Maendler: Guter Unterricht ist Kunst, eine Handwerkskunst. Guter Unterricht begeistert, regt an, provoziert. Da reicht es nicht, wenn ich einen Sachverhalt gut erklären kann – das allein ist erst mal noch langweilig. Guter Unterricht adressiert ein echtes Problem, eine echte Aufgabe, ein echtes Projekt, für das sich die Schülerinnen und Schüler begeistern. Guter Unterricht braucht einen Realitätsbezug, muss in die Lebenswelt meiner Klasse passen. Wenn ich die handelnden Charaktere in Goethes Faust runterbete, schlafen mir die Schüler:innen ein, und zwar zurecht. Wenn ich aus dem Faust eine #metoo- Debatte mache, hat das eher Relevanz. Dieser sich permanent wandelnde Bezug zur Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler von heute macht guten Unterricht so schwierig, und so spannend.

Aus Perspektive der Schulleitung frage ich mich deshalb: Wie kann ich guten Unterricht fördern? Wie baue ich eine lernende Organisation? Wie inspiriere ich mein Team, Neues zu probieren, mutig zu sein, wie stärke ich ihnen den Rücken? Wie organisiere ich Feedback, wie Weiterbildung? Wie lerne ich selbst in meiner Führungsrolle permanent hinzu?

Vielen Dank für das interessante Interview, Herr Maendler!

Wenn Sie mehr zu dieser Thematik Führung mit Persönlichkeit erfahren wollen, dann schauen Sie gerne auf unserer DSLK-Website vorbei, dort erhalten Sie weitere Informationen zu diesem und den anderen Themenfelder, die auf dem DSLK behandelt werden. Bei Interesse schauen Sie doch auch bei dem Programmausblick für 2023 vorbei!

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