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UnLearn School

Acht Schulen zeigen ihren Weg zum Lernen der Zukunft

 Die Frage nach gutem Lernen ist gar nicht so einfach zu beantworten und das, was unter Begriffen wie „neue Lernkultur“ kursiert, gar nicht mal eben so zu definieren. Der Lernkulturwandel ist ein Prozess, den es zu erkunden gilt – ein Weg, auf dem es manches zu erhalten, aber eben auch vieles zu verlernen und neu zu lernen gilt. 

Die vielfältigen Antworten, die Schulen auf die aktuellen Herausforderungen und Anforderungen suchen und erproben, zeigt das Produkt „UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft“. Welche wichtigen Entwicklungsthemen beschäftigen die Schulen, die ihr Lernen grundlegend verändern wollen? Welche Ideen werden erprobt und welche Erfahrungen werden damit gemacht? Wie sind die Schulen gestartet und wie gestalten sie den stetigen Entwicklungsprozess? 

In Zusammenarbeit mit acht allgemeinbildenen weiterführenden Schulen verschiedener Schulformen hat beWirken Good Practices gesammelt und zu filmischen Beiträgen, einem Buch sowie weiteren vertiefenden Angeboten weiterverarbeitet. Dabei nehmen die Good Practices fünf Themenbereiche genauer in den Blick, die sich im Rahmen des Projekts als besonders bedeutsam für eine veränderte Lernkultur an den Schulen herausgestellt haben: 

1. Eigenständiges Handeln der Lernenden 
Ein wichtiges Ziel von Bildung ist es, Schüler*innen dabei zu unterstützen, selbstständig und selbstwirksam ihr Leben und ihr Umfeld mitzugestalten. Schule braucht entsprechende Erfahrungsräume und Beteiligungsstrukturen, die diese Erfahrungen allen jungen Menschen ermöglichen. Es gibt viele spannende Konzepte, die genau hierauf abzielen, wie beispielsweise das Fach L.E.B.E.N. der Ernst-Reuter Schule in Karlsruhe, in dem Schüler*innen von der 5. bis zur 10. Klasse daran herangeführt werden, Verantwortung für sich, ihre Schule und das gesellschaftliche Umfeld zu übernehmen; oder die Heinz-Brandt-Schule, in der Schüler*innen an allen wichtigen Gremien der Schulentwicklung teilhaben. 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
2. Lernbegleitung und offene Lernformen 

Viele Schulen erproben verschiedene offene Lernformen, in denen individualisiert sowie projektorientiert gelernt wird und in denen Lernkräfte verstärkt eine lernbegleitende Rolle einnehmen, um den Lernprozess der Einzelnen besser zu unterstützen. Offene Lernformen sind besonders wichtig, um neben dem Erwerb wichtiger Fach- und Basiskompetenzen insbesondere Sozial-, Selbstlern- und Zukunftskompetenzen intensiver in den Fokus schulischen Lernens zu rücken. Schulen wie die Richtsbergschule in Marburg haben hierfür umfangreiche Konzepte wie das PerLenWerk entwickelt, in dem Schüler*innen im eigenen Tempo an ihren Lerninhalten arbeiten können. In regelmäßigen Lerncoacing Gesprächen werden alle Schüler*innen intensiv unterstützt und gerade auch diejenigen an die Hand genommen, die sich mit selbstorganisiertem Lernen noch schwer tun.  

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 3. Gestaltung von Lernorten

Die räumlichen Gegebenheiten ermöglichen und unterstützen offene Lernformen und das eigenständige Handeln der Lernenden – nicht nur im Schulgebäude, sondern auch darüber hinaus. Moderne Lernraumkonzepte lassen daher die klassischen Flurschulen hinter sich und schaffen offene Lernlandschaften, in denen die Lernenden sich frei bewegen und den für sie geeigneten Arbeitsplatz suchen können, wie beispielswiese am Theresianum in Mainz. An der Jeetzeschule hingegen experimentieren sie mit praxisbezogenen Maker-Spaces oder Lernräumen, wie einer schuleigenen Farm. Der „Raum als 3. Pädagoge“ ist ein spannender und wirksamer Faktor für den Lernkulturwandel – und die Good Practice Schulen zeigen, dass es nicht immer einen Neubau geben muss, um die Räume umzugestalten. 

 
 
 
 
 
 

4. Lernen in der Digitalität
Digitale Geräte sind nicht nur ein wichtiges Medium für schulisches Lernen – durch die Digitalisierung entsteht auch eine Kultur der Digitalität, die es erfordert und ermöglicht, Lehr- und Lernprozesse grundlegend zu verändern. UnLearn School Schulen zeigen deshalb Formen des digitalen Lernens, in denen Endgeräte eine Rolle einnehmen, die der in unser aller Alltag und Arbeitsleben gleicht: Sie sind Medium sowohl für die Aneignung als auch die Weiterverarbeitung von Informationen und als solches selbstverständlicher Teil des Lernprozesses, ohne ihn zu dominieren. Schulen wie die Ernst-Reuter Schule in Karlsruhe nutzen deshalb in projektorientierten Unterrichtssettings Tablets als neue Möglichkeit, Inhalte zu verstehen und aufzubereiten, indem Schüler*innen statt Texten beispielsweise Podcasts oder Lernvideos produzieren. Der Raiffeisencampus zeigt mit seiner Schüler*innengenossenschaft, wie Schüler*innen die Verknüpfung von digitalen und analogen Prozessen kennenlernen indem sie ein digitales Verkaufssystem betreuen wie auch weiterentwickeln und damit genau die Kompetenz aufbauen, die sie auch in ihren Tätigkeiten nach der Schule benötigen werden. 

5. Zusammenarbeit in der Schulgemeinschaft
Eine gelingende und gut strukturierte Zusammenarbeit im Team wird als zentraler Erfolgsfaktor für zeitgemäßes Lernen und nachhaltige Schulentwicklung betrachtet. Das erfordert, klare Teamstrukturen und sinnvolle Rollen zu schaffen, die über klassische Modelle, in denen Lehrkräfte vor allem für ihren eigenen Unterricht zuständig sind, hinausgehen. Denn nur so lässt sich ein ganzheitliches Lernkonzept organisatorisch umsetzen und die fordernden Aufgaben des Veränderungsprozesses managen. Das Theresianium in Mainz zeigt, wie sie dies in Jahrgangsteams und Jahrgangsparlamenten umsetzen, sowohl auf Lehrkräfte- als auch auf Schüler*innenebene, und der Raiffeisencampus zeigt, wie räumliche Konzepte wie eine Teamlounge die Zusammenarbeit unterstützen und damit auch die Zufriedenheit im Kollegium erhöhen.

©beWirken
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Die vielfältigen Good Practices der Schulen machen deutlich, dass es nicht die eine Lösung für zeitgemäßes Lernen gibt. Es geht immer auch darum, herauszufinden: Wo stehen wir als Schule – mit unseren Schüler*innen und unserem Kollegium? Was ist unser Zukunftsbild für das Lernen an unserer Schule – und welches ist der richtige Weg, um uns diesem anzunähern? Antworten auf diese Fragen gibt es viele – aber es ist wichtig, sich genau diese Fragen zu stellen und aktiv an ihnen zu arbeiten.

Alle Schulen berichten, dass dabei Hospitationen an anderen Schulen eine zentrale Rolle gespielt haben – ganz zu Beginn eines Prozesses, zur Inspiration und um eine Vorstellung davon zu bekommen, wie neue Lernkonzepte in der Realität aussehen können. Aber auch mitten im Prozess ist das Lernen von anderen Schulen immer wieder zentral, um zu identifizieren, wie andere Schulen Details für sich umgesetzt haben, was es davon zu lernen gibt und wo auch deutlich wird, dass die eigene Schule hier andere Wege beschreiten möchte oder auch muss.

Die UnLearn School Schulen sagen immer wieder: Es geht darum, ins Machen zu kommen. Das perfekte Konzept wird niemals vorgeplant sein können. Veränderung funktioniert, wenn sich die Schule in einem Modus des Experimentierens und des ständigen Lernens befindet. Dazu gehört es auch, Ideen, die nicht funktionieren, zu verändern oder ganz zu verwerfen, und konstruktiv mit Widerständen umzugehen, die sich in einem Veränderungsprozess gar nicht vermeiden lassen. Wichtig ist, all diese Aspekte, die immer mit zu einem Veränderungsprozess gehören, nicht als Last sondern als Chance zu sehen und Freude zu haben am eigenen Lernprozess und dem Lernprozess der Schule.

Wenn Sie mehr zu den Good Practices erfahren wollen, dann schauen Sie hier vorbei:bewirken.org/unlearn-school.

Die fünf Filmepisoden von „UnLearn School – Auf dem Weg zum Lernen der Zukunft“ werden ab Ende Oktober wöchentlich auf YouTube veröffentlicht und das Buch mit weiteren Beschreibungen der Good Practices sowie vertiefenden Fortbildungsinhalten werden Anfang Dezember erscheinen. In den
Beiträgen schildern die Schulen nicht nur, wie ihre Lernkonzepte in der Praxis aussehen, sondern erzählen auch davon, wie sie sich auf den Weg gemacht haben und welche Schritte im Prozess für sie entscheidend waren. 

 
 
 
 
 
judith-holle

Über die Autorin

 
Judith Holle ist Geschäftsführerin und Akademieleitung von beWirken. Als ausgebildete transaktionsanalytische Beraterin und studierte Pädagogin begleitet sie seit mehreren Jahren Schulen in Veränderungsprozessen. Sie ist Co-Autorin des „Methodenbuch für digitalen Unterricht“ und entwickelt für beWirken Angebote für den Lernkulturwandel.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
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