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Schulentwicklung als erfolgreiche Transformation gestalten

Schulleitungsimpulse für den Start eines ganzheitlichen Veränderungsprozesses

 
Die Anforderungen an Schulen im bestehenden Bildungssystem erfordern eine neuartige Herangehensweise an die Schulentwicklung. Eine schrittweise Verbesserung von Lernen, im Sinne einer Unterrichtsentwicklung ist nicht mehr möglich. Es kommt zu Grundsatzfragen und vielem, was Schule in Zukunft loslassen darf. Viele Schulleitungen suchen daher gerade nach den Antworten auf die Frage „wie können wir trotz beschränkter Ressourcen und im laufenden Betrieb grundsätzlich etwas am Lernen und Schule verändern“. Ein schöner inspirierender Start für Veränderungsprozesse sind die #UnLearn School-Filmepisoden von beWirken, welche die fünf Kernthemen der Veränderung von Schule sehr plastisch zeigen.

In der Regel ist in Schulen aufgrund ihrer starken Fremdsteuerung und begrenzten Entscheidungsbefugnisse bezüglich Personal, Strukturen und Ressourcen keine prozesshafte Organisationsentwicklung zu beobachten. Die verschiedenen Aspekte einer solchen Schulentwicklung, die nicht nur in der Theorie der Schulentwicklung postuliert wird, namentlich Unterrichts-, Personal- und Organisationsentwicklung, sind selten gemeinsam anzutreffen. Die Praxis von Veränderungsprozessen außerhalb von Schule zeigt aber wie wichtig insbesondere eine stringente Organisationsentwicklung und die dazu passende strategische Personalentwicklung sind. Das Werkstück Unterricht und Lernraum können und sollten dabei trotzdem der Ausgangspunkt sein.
 

Aktuell werden in vielen Schulen Veränderungsvorhaben oft von engagierten Einzelpersonen vorangetrieben und auch verkörpert. Damit hängt die Veränderung an einzelnen Personen und ihrem Engagement. Um einen gemeinsamen Wandel der Lernkultur zu erreichen, der neue Rollen und Verantwortlichkeiten im Lernraum in offenen Lernformen einschließt, ist eine Veränderung der Schulregeln und -strukturen notwendig. In den letzten Jahren haben wir dazu einen Prozess der Transformation entwickelt, der dieser Erkenntnis gerecht wird. Daher bezeichnen wir Veränderungsprozesse auf dem Weg zum Lernen der Zukunft auch als ganzheitliche Veränderungsprozesse, um eine klare Abgrenzung zum bereits etablierten Begriff der Schulentwicklung zu schaffen. Es besteht hier also für Schulleitungen die erste Chance, bestehende Ansätze zu überdenken und gemeinsam wirkliche Veränderungen zu bewirken.

Ein solcher Prozess der ganzheitlichen Veränderung basiert auf langjährigen Erfahrungen in der Schulentwicklungspraxis und integriert bedeutende Erkenntnisse aus der Organisationsentwicklung und Transformationsforschung, die über den schulischen Kontext hinausgehen. Im Folgenden sind einige erste Ansatzpunkte skizziert, die aus Erfahrung für Schulleitungen besonders wichtig sind, um erfolgreich einen solchen Prozess zu starten. 

Begleitung und externe Impulse

Die Einbeziehung externer Begleitung und Inspiration von außen ist entscheidend, um das Verlernen alter Muster und die Implementierung von Veränderungen zu fördern. Durch externe Perspektiven können neue Ideen und Impulse entstehen, die nicht aus dem gewohnten schulischen Umfeld stammen. Dies eröffnet die Möglichkeit, gemeinsam einen Wandel der Lernkultur zu gestalten, auch indem man sich von bisherigen Formaten und Lösungen für die Veränderung löst. Man könnte auch so weit gehen  zu sagen, dass Begleitung ist für einen Erfolg Pflicht ist und externe Stakeholder im Prozess von hoher Bedeutung sind.

Strukturierter Prozess mit klarem Zielbild und strategischer Verankerung

Eine nachhaltige Veränderung erfordert einen gut strukturierten Prozess mit einem klaren Zielbild und einer strategischen Verankerung. Dies schafft nicht nur ein Gefühl der Relevanz, sondern bildet auch den Rahmen für einen effektiven Prozess und die inhaltliche Arbeit. Prozesse
brauchen Steuerung und einen regelmäßigen Rhythmus, sonst ist es kein Prozess und die meistens vorhandenen Leitbilder und Leitplanken sind nicht ausreichend für echte strategische Steuerung.

Intensive Personalentwicklung für neue Lehrerkräfterollen

Die Einführung neuer Rollen im Lernprozess und die Entwicklung des Lehrberufbildes erfordern mehr als nur die Vermittlung von Methoden oder neuen Fähigkeiten. Hier ist eine intensive Personalentwicklung erforderlich, die durch erfolgreiche Ausbildungen, prozesshafte Fortbildungen sowie unterstützende Maßnahmen im Kollegium, wie Mini-Schulungen oder Supervisionen, gewährleistet wird. Ausbildungsprogramme zur Lernbegleitung oder zum Thema systemischen Coaching sind mögliche Optionen für neue Entwicklungspfade.

Schaffen von Zeit und Ressourcen für Veränderungen

Zeitliche Ressourcen in Schulen sind begrenzt, insbesondere wenn die Priorität auf der Unterrichtsversorgung liegt. Es ist jedoch entscheidend, kreative Lösungen zu finden, um Schulleitungsteams und Kolleg:innen Freiräume zu ermöglichen und somit Veränderungen zu ermöglichen, ohne den Unterrichtsausfall zu riskieren. Akteure von außen und Bildungsorganisationen haben hier vielleicht kurzfristige Lösungen für Alternativen.

Partizipative Prozesse mit professioneller Rollenteilung

Die Beteiligung aller Stakeholder über schulgesetzliche Anforderungen hinaus ist ein entscheidender Erfolgsfaktor für nachhaltige Veränderung. Sie können auch ein Startpunkt sein für die neue Form von Schule, im Lernraum und der Schulorganisation. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass partizipative Prozesse nicht bedeuten, dass jeder alles macht. Eine professionelle Rollenteilung und effektive Steuerung sind entscheidend, um Veränderungen zügig und wirkungsvoll umzusetzen. Das bedeutet auch Arbeitsgruppen oder bestimmte Rollen dürfen auch Entscheidungsmandate haben und Dinge Vor- oder Nachbereiten um zeiteffizient und rollenklar eine Veränderung zu gestalten. 

Diese neue intensive Form der Schulentwicklung, die in den nächsten Jahren nötig wird, stellt eine bedeutende Herausforderung für das
Schulsystem sowie jede einzelne Schule dar. Insbesondere die Schulleitung, als verantwortliche Führungsperson in der Schule, ist gefordert, einen klaren Fokus und den Mut aufzubringen, echte Transformationsprozesse anzustoßen und zu gestalten. Diese Veränderungsprozesse sind keineswegs einfach und erfordern, gerade in den ohnehin knappen Ressourcen, eine intensive Auseinandersetzung mit Grundsatzfragen. Wenn jedoch ein besonderes Augenmerk auf die Organisations- und Personalentwicklung gelegt wird, entstehen nachhaltige Strukturen, Prozesse
und Zusammenarbeitsmodelle. Dies ermöglicht nicht nur eine bessere Bewältigung von Veränderungen in der Zukunft, sondern schafft auch die Möglichkeit, Effizienzen zu steigern und eine gesündere Arbeitsumgebung zu schaffen.

Es ist entscheidend, dass Schulen sich gegenseitig unterstützen und externe Hilfe in Anspruch nehmen, um diesen außergewöhnlichen
ganzheitlichen Veränderungsprozess erfolgreich zu gestalten. Es sind temporäre Entwicklungsphasen, die auch in Jahren Grundstrukturen verändern und in denen Schule vieles verlernen darf und muss, um Schule der Zukunft zu gestalten. 

Zum kostenlosen #UnLearn School-Film von beWirken zu den fünf Kernthemen des Lernkulturwandels mit vielen Beispielen aus Leuchtturmschulen geht es hier

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
bjoern-adam

Über den Autor

Björn Adam ist Mitgründer und Geschäftsführer von beWirken. Als Sozialunternehmer, Speaker und Coach und mit seiner tiefen Erfahrung in systemischer Organisationsentwicklung begleitet er nicht nur seit vielen Jahren Schulleitungen und Steuergruppen in Veränderungsprojekten, sondern als Senior Partner einer C-Level Beratung auch große und mittelständische Organisationen in der nachhaltigen Transformation.

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