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Künstliche Intelligenz in der Bildung

Potenziale und Herausforderungen an Schulen

Mit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 ist eine Diskussion in Schulen aufgekommen, wie wir sie lange nicht gesehen haben: Hausaufgaben, Prüfungsformate und die Rolle der Lehrkraft werden in Frage gestellt. Braucht es das alles noch? Wie verändert sich die Art und Weise, wie wir in einer Welt mit KI lernen und lehren? Welchen Einfluss KI auf die Bildung tatsächlich haben wird, kann niemand voraussehen. Wir werden es in den nächsten Jahren erleben, ob wir wollen oder nicht. Was wir heute tun können, ist, uns mit dem Thema auseinanderzusetzen, die Chancen und Herausforderungen zu erkennen und die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen. Darum geht es in diesem Interview mit Dr. Diana Knodel, Gründerin des Bildungsunternehmens fobizz.

Frau Dr. Knodel, warum ist das Thema “Künstliche Intelligenz” im Bildungsbereich Ihrer Meinung nach so eingeschlagen?

Dr. Knodel: Das Thema betrifft alle Beteiligten im Bildungsbereich, angefangen bei Schulleitungen bis hin zu Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern. Es hat eine intensive Diskussion angestoßen, da grundlegende Aspekte wie Hausaufgaben, Prüfungsformate und die Rolle der Lehrkraft in Frage gestellt werden. Die Schülerinnen und Schüler haben das Thema in die Schulen getragen, und wir sind nun gezwungen, darauf zu reagieren. Dies zeigt sich auch durch den großen Andrang auf unsere Fortbildungen und die Nutzung unserer fobizz KI, die wir für Schulen entwickelt haben.

Sie haben schnell reagiert und Schulen und Lehrkräften ermöglicht, ChatGPT-Anwendungen im Unterricht einzusetzen. Warum ist Ihnen dieses Thema so wichtig?

Dr. Knodel: Durch meinen persönlichen Hintergrund in Informatik, Psychologie und Bildungsforschung habe ich mich schon länger mit dem Thema Künstliche Intelligenz beschäftigt. Mir ist bewusst, dass KI das Potenzial hat, den Lernprozess zu optimieren und eine personalisierte Lernunterstützung zu ermöglichen, bei der Lehrkräfte individuelle Lernpfade und -materialien bereitstellen können. Dies trägt zu einem verbesserten Lernerfolg der Schülerinnen und Schüler bei. Gerade in Zeiten geringer Kapazitäten und Lehrermangel möchten wir mit fobizz Schulen und Lehrkräfte bestmöglich durch unsere KI-Assistenz unterstützen, z. B. bei administrativen Aufgaben und der Unterrichtsplanung.

 

Ihr Unternehmen fobizz ist den meisten Lehrkräften und Schulleitungen ja bisher als Fort- und Weiterbildungs-Anbieter bekannt. Wie genau unterstützen Sie Schulen und Lehrkräfte beim Thema KI? 

Dr. Knodel: Schulen und Lehrkräfte profitieren bei fobizz von einem breiten Angebot rund um das Thema Künstliche Intelligenz: Unsere zahlreichen Fortbildungen vermitteln Lehrkräften das nötige Wissen über KI und ChatGPT. Die fobizz KI-Assistenz bietet personalisierte Lernunterstützung und automatisierte Bewertungen. In unseren speziellen Klassenräumen können Lehrkräfte die KI-Assistenz DSGVO-konform einsetzen, indem Schülerinnen und Schüler anonymisiert mit der KI interagieren. Dadurch gewährleisten wir einen verantwortungsvollen und sicheren Einsatz von KI im Klassenzimmer. Gleichzeitig informieren wir auch Eltern über KI und fördern die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Lehrkräften und Eltern, um das Potenzial von KI im Bildungsbereich optimal auszuschöpfen.  

 
 
 
 
 
 

Die Gründer der großen KI-Anwendungen sprechen ja durchaus auch sehr warnende Worte aus, fordern sogar einen Entwicklungs-Stop. Wie passt das mit Ihrem Enthusiasmus zusammen? 

Dr. Knodel: Man kann lange darüber diskutieren, warum die Gründer solche Schlagzeilen prägen, aber Fakt ist: Die größten Herausforderungen müssen auf politischer Ebene angegangen werden. Es bedarf einer strategischen Prioritätensetzung, einer klaren Vision und grundlegenden Prinzipien für die KI und die Bildungspolitik. Regulierungen sind notwendig, um eine gerechte, integrative und ethische Nutzung von KI zu gewährleisten. Außerdem müssen Wissen und Kompetenzen im Bereich KI noch stärker in die Bildungspläne integriert werden. Medienkompetenz sollte einen höheren Stellenwert erhalten. Zusätzlich sollten alternative Prüfungsformate entwickelt werden. Denn Fakt ist: KI-Technologien bleiben, werden genutzt und entwickeln sich schnell weiter. Begleiten und gestalten wir doch aktiv eine positive Entwicklung. 

Aber welchen Beitrag können hier Lehrkräfte und Schulen leisten? 

Dr. Knodel: Einen gewaltigen. Wir haben in den Schulen einen Bildungsauftrag: Wir müssen unsere Schülerinnen und Schüler auf eine aktive, selbstbestimmte und digital mündige Teilhabe an der Gesellschaft vorbereiten. Daher ist es entscheidend, dass diese Technologien in den Schulen eingeführt werden. Erstens, um einen verantwortungsvollen Umgang zu erlernen, da nicht jeder Einsatz sinnvoll ist. Und zweitens, um allen Schülerinnen und Schülern den Zugang zu dieser Technologie zu ermöglichen und so Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten. Unsere Schülerinnen und Schüler werden uns fragen, warum sie überhaupt noch lernen sollen, wenn Maschinen es besser können. Darauf brauchen wir Antworten! 

 

Vielen Dank für das interessante Interview, Frau Dr. Knodel!

 
 
 
 
 
 
dr.-diana-knodel

Über die Autorin

Dr. Diana Knodel ist Gründerin und Geschäftsführerin von fobizz, der führenden deutschsprachigen Plattform für Weiterbildungen und Anbieter von Tools für Lehrkräfte und Schulen. Sie hat einen Hintergrund in Informatik, Psychologie und Bildungsforschung. Nach Stationen in der Wissenschaft und Wirtschaft gründete sie 2014 die gemeinnützige Organisation App Camps und 2018 das Bildungsunternehmen fobizz. Diana möchte digitale Kompetenzen ins Klassenzimmer bringen und Schulen bei der digitalen Transformation unterstützen.

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